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Wegweiser für eine optimale Therapie

Patientenleitlinie informiert über aktuelle Behandlungskonzepte bei Gebärmutterhalskrebs

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4.600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Die Behandlungs-ergebnisse dieses bösartigen Tumors am Übergang von der Gebärmutter zur Scheide haben sich verbessert, doch die Therapie ist häufig komplex. Eine neu erstellte Patientenleitlinie erläutert auf 95 Seiten alle Aspekte der Erkrankung und der Behandlung. Sie soll den betroffenen Frauen helfen, die für sie beste Entscheidung zu treffen.

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ist Folge einer Virusinfektion mit humanen Papillomaviren (HPV), viele Frauen stecken sich im Verlauf ihres Sexuallebens damit an. Bei den meisten bleibt dies folgenlos. Doch in einem geringen Prozentsatz entwickelt sich über mehrere Jahrzehnte ein Krebs im Gebärmutterhals. „Am häufigsten tritt der Krebs im Alter zwischen 40 und 59 Jahren auf“, berichtet Prof. Matthias W. Beckmann, Koordinator der S3-Leitlinie Zervixkarzinom und Mitglied der Kommission Uterus der AGO: „Viele Frauen stehen mitten im Berufsleben. Die Diagnose Gebärmutterhalskrebs ist für sie ein tiefer Einschnitt.“ Auf dem diesjährigen State-of-the-art-Kongress der AGO vom 21.-23. Mai 2015 in Berlin wurde die Behandlung des Zervixkarzinoms diskutiert.

Glücklicherweise haben sich die Behandlungschancen in den letzten Jahren verbessert: „Etwa 70 Prozent der Patientinnen sind fünf Jahre nach der Diagnose am Leben mit guten Aussichten, den Tumor besiegt zu haben“, erläutert Beckmann. Der Weg zur Heilung kann nach Auskunft des Experten jedoch lang und beschwerlich sein. Die Behandlung umfasse neben der Operation häufig eine Chemotherapie und eine Bestrahlung, die Spuren hinterlasse. „In dieser Situation ist es wichtig, dass die Patientinnen genau über die Behandlung, ihre Erfolgsaussichten und auch über die Risiken unterrichtet sind“, so Beckmann.

Die Patientenleitlinie, die im Leitlinienprogramm Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), Deutschen Krebshilfe (DKH) und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) erscheint, bietet hier umfassende Informationen. Die Patientinnen erfahren, warum normale Zellen zu Krebszellen werden können, wie Gebärmutterhalskrebs festgestellt und wie er heute behandelt wird. Prof. Beckmann: „Die Patientinnen können besser abschätzen, was infolge der Krankheit auf sie zukommen kann und wie sie dem begegnen können. Damit verbessern sich auch die Therapietreue (Compliance) und der Behandlungserfolg.“

Die Patientenleitlinie beruht auf der erst im Oktober letzten Jahres fertig gestellten ärztlichen S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom. Alle Angaben befinden sich damit auf dem derzeitigen Stand der wissenschaftlichen Kenntnis. “Die Frauen können sicher sein, dass sie die derzeit bestmögliche Therapie erhalten“, versichert Beckmann, Direktor der Frauenklinik am Universitätsklinikum Erlangen und Koordinator der S3-Leitlinie.

Zu den Autoren der Patientenleitlinie gehören neben führenden medizinischen Experten der DGGG und der AGO auch Vertreterinnen des Bundesverbandes der Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V., einer Selbsthilfegruppe von betroffenen Frauen. „Uns war es wichtig, die Frauen nicht nur mit der Anatomie und den Grundlagen der Therapie vertraut zu machen“, sagt Marion Gebhardt: „Wir möchten die Patientinnen auch darin unterstützen, im Gespräch mit ihren Ärzten die richtigen Fragen zu stellen und sie ermutigen, anstehende Behandlungsentscheidungen in Ruhe und nach Beratung mit ihren behandelnden Ärzten und ihren Angehörigen zu treffen“.

Die Patientenleitlinie enthält hierzu zahlreiche Tipps zum Umgang mit der Krankheit im Alltag und weist auf Beratungs- und Hilfsangebote hin. Sie enthält Hinweise auf weitere Informationsangebote und erläutert in einem Wörterbuch die wichtigsten Fachausdrücke.

(Quelle: AGO, Mai 2015, bilderzwerg - fotolia.com)