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Krebspatienten profitieren vom Singen

Psychosoziale Interventionen haben einen psychologischen Benefit für Krebspatienten in Form von mentaler Gesundheit, Wohlbefinden und verbesserter Immunantwort gefunden. Dieses Gebiet ist bislang noch wenig erforscht. Eine multizentrische, einarmige vorläufige Studie hat den Einfluss von Singen auf drei verschiedene Gruppen, die als Betroffene oder Pflegende mit Krebs zu tun haben, untersucht. Das Team um Ian Lewis wertete die Daten von 193 Personen aus, die in fünf verschiedenen Chören aktiv waren. 55 litten an Krebs, 66 waren Trauernde, die Patienten gepflegt hatten, und 72 pflegten Krebspatienten.

Die Experten sammelten vor und nach einer Stunde Chorsingen Speichelproben. Dann wurden die Werte von Hormonen, die wie Cortisol mit Stress in Zusammenhang stehen, und der Zytokine ermittelt – jener Proteine, die bei der Immunreaktion eine entscheidende Rolle spielen. Zusätzlich wurden der psychische Zustand und das Wohlbefinden vor und nach dem Singen beurteilt.

Nach dem Singen waren die Cortisol-Werte bei allen Teilnehmern geringer. Das entsprach einer Verbesserung der Stimmung und des Wohlbefindens. Das Singen führte aber auch zu einer Senkung von Oxytocin und Beta-Endorphin. Höhere Oxytocin-Werte wurden in der Vergangenheit mit Gefühlen der Verbundenheit und Bindung in Zusammenhang gebracht, erhöhte Beta-Endorphin-Werte mit einem Gefühl der Euphorie. Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass beide auch bei der Regulierung von Stress eine Rolle spielen.

Eine Erhöhung dieser Werte kann auch als Reaktion auf stressverursachende Reize stattfinden, um zum Beispiel den Blutdruck zu senken. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Verringerung der Werte Teil einer allgemeinen Verringerung der Stressreaktion ist, die andere Werterhöhungen einfach überstiegen haben. Entscheidend ist jedoch, dass die Teilnehmer nach dem Singen eine Erhöhung der Zytokin-Werte aufwiesen, darunter GM-CSF, IL17, IL2, IL4 und sIL-2rα (alle zusammen p < 0,01). Sie gelten als Hinweis auf ein stärkeres Immunsystem.

Jene Teilnehmer, die sich vor dem Singen am depressivsten gefühlt hatten, erlebten die deutlichsten Stimmungsverbesserungen, die sich ihrerseits durch eine Verringerung der Entzündungswerte wieder positiv auf den Körper auswirkten. In einem nächsten Schritt will das Team die langfristigen biologischen und psychologischen Auswirkungen des Chorsingens bei Menschen, die von Krebs betroffen sind, zwei Jahre lang erforschen.

(Quelle: Daisy Fancourt, Aaron Williamon, Livia A Carvalho et al. Singing modulates mood, stress, cortisol, cytokine and neuropeptide activity in cancer patients and carers Published: 05 Apr 2016 / DOI: 10.3332/ecancer.2016.631 , Bild: © Lisa F. Young - fotolia.com)