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TOP-Thema: Psychoonkologie

Ein Thema rückt immer mehr in die Aufmerksamkeit der interdisziplinären Krebsbehandlung: Die Psychoonkologie. Lesen Sie dazu den folgenden Bericht der Deutschen Krebshilfe und unseren Beitrag in den „Aktuellen Gesundheitsnachrichten“ Nr.14.

Bedarfsgerechte Strukturen und Finanzierung in der Krebsmedizin
Autor: Gerd Nettekoven
Deutsche Krebshilfe e. V., Bonn

Immer mehr Menschen erkranken an Krebs. Alleine im Jahr 2014 werden in Deutschland mehr als 500.000 Menschen diese Diagnose erhalten. Der rasante medizinische Fortschritt, besonders in den letzten Jahren, hat Krebs in vielen Fällen zu einer chronischen Erkrankung gemacht. Jeder zweite Krebspatient kann heute geheilt werden. Doch Krebs ist für jeden Betroffenen zunächst einmal eine lebensbedrohliche Erkrankung, die ihn tief erschüttert. Die Diagnose trifft die meisten Menschen plötzlich und völlig unerwartet, und das Leben verändert sich mit einem Schlag.

Nicht nur das körperliche Wohlbefinden ist beeinträchtigt. Auch das seelische Gleichgewicht gerät ins Wanken: Ängste, Hilflosigkeit, Kontrollverlust treten an die Stelle von Sicherheit und Vertrauen. In dieser Situation benötigen viele krebskranke Menschen nicht nur die bestmögliche medizinische Therapie, sondern auch seelische Begleitung. Diese Unterstützung zu leisten, ist Aufgabe der Psychoonkologie.

Eine umfassende psychoonkologische Betreuung hat das Ziel, dem Betroffenen zu helfen, seine Erkrankung aktiv zu bewältigen und zu lernen, mit den Symptomen und den Therapienebenwirkungen besser umzugehen. Dabei geht es auch darum, die soziale Integration aufrechtzuerhalten oder wieder neu zu fördern. Der Krebskranke soll eine neue Perspektive für sein Leben mit oder nach Krebs bekommen – auch dann, wenn seine Lebenszeit vielleicht begrenzt ist. Für eine adäquate psychoonkologische Betreuung ist die enge Zusammenarbeit eines Teams von Fachkräften notwendig. Ärzte, Psychologen, Pflegende, Sozialarbeiter, Seelsorger und Physiotherapeuten und gegebenenfalls auch die Einbindung der Krebs-Selbsthilfe. Selbsthilfegruppen ergänzen die Leistungen des professionellen Versorgungssystems. Sie sind unverzichtbar für die psychosoziale Begleitung von Patienten. Mittels psychosozialer Beratung und – wenn nötig – psychotherapeutischer Unterstützung helfen Fachkräfte somit den Betroffenen.

Mittlerweile gibt es eine gute Datenbasis, auf der der Bedarf an psychoonkologischer Betreuung ermittelt werden kann. Die Zahlen, die der Deutschen Krebshilfe bisher vorliegen, sprechen für sich: Rund ein Drittel aller Betroffenen benötigt im Laufe ihrer Erkrankung psychoonkologische Hilfe. Professionelle Unterstützung ist immer dann erforderlich, wenn die eigenen Ressourcen für die Krankheitsbewältigung nicht ausreichen. So brauchen Betroffene, die unter Depressionen leiden, dringend Hilfe. Und auch sozialer Rückzug, Schlafstörungen, Progredienzangst oder andere psychische Störungen, so genannte Anpassungsstörungen und Fatigue-Syndrome sind Hinweise dafür, dass eine psychoonkologische Therapie notwendig wird.

Vor diesem Hintergrund und um dem Ziel einer bedarfsgerechten psychoonkologischen Versorgung auf höchstem Niveau Rechnung zu tragen, appelliert die Deutsche Krebshilfe daher an die Gesundheitspolitik und die Kostenträger, sich dem Thema verstärkt zu widmen und die notwendigen Versorgungsstrukturen sowie deren adäquate Finanzierung sicherzustellen.

(Quellen: DKK 2014, Beitrag gekürzt, Sergey Nivens – fotolia.com)