Zurück
Kopf-EANU
 

Liebe Leserin, lieber Leser,

der 31. Deutsche Krebskongress ist bereits schon wieder Vergangenheit. Seine Ergebnisse, intelligente Konzepte der Krebsmedizin, werden in die faszinierende Geschichte der Onkologie eingehen. Wir waren für Sie dabei und haben Wissen aus erster Hand mitgebracht. Erste Berichte finden Sie in unserer heutigen Ausgabe; weitere Nachrichten und Informationen werden folgen.

 
 


In dieser Ausgabe

 
31. DEUTSCHER KREBSKONGRESS 2014
Auftakt des 31. Deutschen Krebskongresses
Intelligente Konzepte in der Onkologie – der Mensch im Mittelpunkt
Aktuelle epidemiologische Daten zu Krebs in Deutschland
Zentrum für Registerdaten im Robert Koch-Institut Berlin
Krebs: Auch die Seele leidet
Deutsche Krebshilfe und Deutsche Krebsgesellschaft fordern flächendeckende psychoonkologische Versorgung
Sport unterstützt Krebstherapie
Wissenschaftlich untersucht: körperliche Aktivität regt Tumorabwehr an
   
   

 

31. DEUTSCHER KREBSKONGRESS 2014
Das Motto: Intelligente Konzepte in der Onkologie (iKon)

Berlin war im Februar Gastgeber für den wichtigsten deutschsprachigen Kongress zum Thema Krebsdiagnostik und Krebstherapie. Die Organisatoren und Teilnehmer haben sich auf drei wesentliche Programmfelder konzentriert, mit denen sich die Krebsmedizin vor dem Hintergrund steigender Neuerkrankungen derzeit beschäftigt. Das waren:

- die verstärkte Förderung von Interdisziplinarität
- zügige Integration und Finanzierung von Innovationen und
- zunehmende Individualisierung von Therapieentscheidungen nach
  einer molekular-genetischen Diagnostik.

Prof. Dr. Michael Hallek, Präsident des Kongresses, hatte bereits im Vorfeld des Kongresses auch die gesellschaftlichen Probleme, vor denen die Krebsmedizin steht, nicht ausgespart. Die Ressourcen im Gesundheitswesen sind knapp – die Ziele nicht gering. Es gilt, den Nationalen Krebsplan mit seinen Handlungsfeldern Früherkennung, Versorgungsstrukturen, Effizienz und Patientenorientierung strikt und verantwortungsbewusst umzusetzen. In dieser schnell wachsenden und sich entwickelnden medizinischen Disziplin mit seiner Faszination muss der klinische Nachwuchs besonders gefördert werden. Die Begeisterung für die Forschungsfelder soll unterstützt und innovativ gestaltet werden.

Auch der Abbau von Bürokratie in der Medizin wurde diskutiert. Zertifizierungs- und Zulassungsverfahren der onkologischen Therapien sollen qualitätsorientiert mit einem minimalen Aufwand durchgeführt werden. Weitere Themen waren das Sicherstellen der Qualität des medizinischen Handelns und auch die Frage der Dokumentation.

Der Kongress hat im Fazit eine grundlegende Orientierung für die gesundheitspolitischen Entscheidungen getroffen, die intelligent angepackt und zu lösen sind.

Lesen Sie heute unsere Nachrichten und Beiträge vom 31. Deutschen Krebskongress. Die Berichterstattung wird fortgesetzt.

 
   


Auftakt des 31. Deutschen Krebskongresses
Intelligente Konzepte in der Onkologie – der Mensch im Mittelpunkt

 
 

Wenn Patienten mit einer chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) und Mutation im IGHV-Gen eine Kombinationstherapie aus Chemotherapie und Antikörper erhalten, haben sie ein deutlich längeres krankheitsfreies Überleben sowie generell ein längeres Überleben als CLL-Patienten ohne mutiertem IGHV-Gen. Dieses Ergebnis einer neuen, bislang unveröffentlichten Studie zum krankheitsfreien Überleben bei CLL wurde am 19. Februar 2014 auf der Auftaktpressekonferenz des 31. Deutschen Krebskongresses in Berlin vorgestellt.

PD Dr. Barbara Eichhorst, Uniklinik Köln, sagt: „Patienten mit einer fortgeschrittenen chronisch lymphatischen Leukämie leben heute mehr als doppelt so lang als noch vor zehn Jahren. Das ist ein großer Erfolg, und wir arbeiten daran, dass diese Leukämie eines Tages heilbar oder zumindest ein Leben lang kontrollierbar ist. Unsere neue Studie ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Auf der Basis unserer Daten können wir nun bestimmten Patientengruppen sagen, dass sie gute Chancen haben, nach einer Standard-Chemoimmunotherapie für viele Jahre krankheitsfrei zu leben.“

„Diese Studie macht die Chancen von Innovationen in der Onkologie deutlich“, sagt Prof. Dr. Michael Hallek, Kongresspräsident des DKK 2014. „Wir brauchen aber weitere Innovationen, Durchbrüche, Forschergeist: aus den Grundlagenwissenschaften, der klinischen Wissenschaft, aber auch Innovation im Bereich der Strukturbildung und Wissenschaftsförderung. Vor allem aber brauchen wir Lösungen dafür, wie wir die hohe Dynamik des Forschungsgeschehens in die klinische Routine transferieren – und zwar flächendeckend, schnell, sicher und wirtschaftlich sinnvoll. Einen wichtigen Ansatz sehe ich darin, die Finanzierung unabhängiger klinischer Studien zu klären. Das setzt einen enormen Strukturwandel voraus, den wir gemeinsam gestalten müssen.“

Ein wichtiger Aspekt von Versorgungsqualität ist die interdisziplinäre und sektorenübergreifende Kooperation. Tumorerkrankungen sind äußerst komplex. Nur wenn Ärzte aller relevanten Fachrichtungen, darüber hinaus Psychoonkologen, Palliativspezialisten, Pflegepersonal und weitere Akteure eng zusammenarbeiten, gelingt eine optimale Versorgung der Patienten.

„Hier waren wir in den letzten Jahren schon sehr erfolgreich“, erklärt Prof. Dr. Wolff Schmiegel, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. „Die Bündelung der Expertise hat zu einem dreistufigen Zentrenmodell geführt, für das sich die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe seit Jahren einsetzen. Basis dieses Systems sind die zertifizierten Zentren – Netzwerke aus stationären und ambulanten Einrichtungen. Sie alle haben sich zur interdisziplinären Arbeitsweise und zur Qualitätssicherung auf der Basis evidenzbasierter Leitlinien nach einheitlichen Maßstäben verpflichtet. Aber längst nicht alle Patienten haben Zugang zu einer hohen Versorgungsqualität. Wie sich das ändern lässt, darüber wollen wir auf dem DKK 2014 diskutieren.“

„Angesichts seiner potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung möchte jeder Krebspatient vor allem eines: die individuell auf ihn abgestimmte, bestmögliche medizinische Versorgung. Die maßgeschneiderte Behandlung ist daher das vorrangige Ziel moderner Krebsmedizin und eines der Kernthemen, um die es auf diesem Kongress gehen wird“, so Dr. Fritz Pleitgen, Präsident der Deutschen Krebshilfe. „Zu einer individualisierten Krebstherapie gehört aber auch der menschliche Aspekt. Der Patient soll nicht nur medizinisch im Mittelpunkt stehen, auch seine individuellen seelischen Bedürfnisse und eine vertrauensvolle Beziehung zwischen ihm und dem Arzt spielen eine wichtige Rolle für den Behandlungserfolg“.

 
   


Aktuelle epidemiologische Daten zu Krebs in Deutschland

 

Es ist schon fast zur Gewohnheit geworden, dass Vertreter des Robert Koch-Instituts an dieser Stelle alle zwei Jahre über kontinuierlich steigende Erkrankungszahlen an Krebs berichten, zusammen mit der Erklärung, dass diese Entwicklungen durch die demografischen Veränderungen in unserer Bevölkerung und durch das steigende Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Alter praktisch unausweichlich sind und sich über die nächsten Jahrzehnte weiter fortsetzen werden.

Dr. Klaus Kraywinkel, Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut Berlin.

Ich möchte daher einmal die Gelegenheit nutzen, auf einige positive Entwicklungen und Ergebnisse hinzuweisen: Nach aktuellen, noch vorläufigen Auswertungen von Daten der epidemiologischen Krebsregister bis zum Jahr 2011 verstärkt sich der Eindruck, dass sich für die vergangenen drei bis vier Jahre eher eine Stagnation der Erkrankungszahlen abzeichnet. Dieser Trend zeigt sich trotz der weiteren Zunahme des Anteils älterer Menschen in unserer Bevölkerung. Vor allem die Entwicklung beim Darmkrebs ist hervorzuheben; hier ist zuletzt sogar ein Rückgang der Erkrankungszahlen zu beobachten. Auch wenn man bei weiterhin jährlich rund 480.000 Krebsneuerkrankungen sicher nicht von einer Trendwende sprechen kann und wir zum Beispiel für die sehr schwer behandelbaren Tumoren der Leber und Bauchspeicheldrüse weiterhin eher von steigenden Zahlen ausgehen müssen, unterstreichen diese Ergebnisse, dass die Häufigkeit von Krebserkrankungen zu einem gewissen Maße beeinflussbar ist.

Möglich ist dies unter anderem durch Bewegung, gesunde Ernährung, Prävention bestimmter Infektionen und für einige Krebsarten auch durch Diagnose und Behandlung von Krebsvorstufen. Der wichtigste beeinflussbare Risikofaktor ist jedoch weiterhin der Tabakkonsum, der nach unseren Schätzungen etwa 15% aller Krebsfälle in Deutschland verursacht. Gerade der deutliche Rückgang des Anteils von Rauchern in der jüngeren Generation lässt hier langfristig auf eine positive Entwicklung vor allem, aber nicht nur beim Lungenkrebs hoffen.

Bei den Überlebenschancen von Krebspatienten liegt Deutschland in Europa in der Spitzengruppe, wie eine große internationale Studie mit Daten von Krebsregistern aus 29 Ländern kürzlich bestätigt hat. In den letzten 20 – 30 Jahren sind für viele Krebsarten zudem deutliche Verbesserungen erzielt worden. Der Anteil von Krebserkrankungen an allen Todesursachen liegt in Deutschland seit Ende der 1990er Jahre konstant bei knapp 25%, nachdem er zuvor lange Zeit zugenommen hatte. Gleichzeitig ist das mittlere Sterbealter für Krebspatienten in diesem Zeitraum um etwa zwei Jahre gestiegen und liegt jetzt bei etwa 73 Jahren. Es gibt also durchaus eine wechselseitige Beziehung zwischen demografischen Veränderungen und Krebserkrankungen: Die Fortschritte in der Behandlung Krebskranker haben mittlerweile ihrerseits einen wichtigen Anteil daran, dass die Lebenserwartung und damit auch der Anteil älterer Menschen bei uns nach wie vor steigt.

 
   


Krebs: Auch die Seele leidet mit
Deutsche Krebshilfe und Deutsche Krebsgesellschaft fordern flächendeckende psychoonkologische Versorgung

 
 

Immer mehr Menschen erhalten die Diagnose Krebs. Etwa ein Drittel der Betroffenen leidet so sehr unter der Erkrankung, dass sie psychologische Hilfe benötigen. Doch bundesweit werden noch nicht alle Patienten adäquat und nach den gleichen Qualitätsstandards versorgt. „Die Deutsche Krebshilfe appelliert an die Gesundheitspolitik und die Kostenträger, sich dem Thema verstärkt zu widmen und die notwendigen Versorgungsstrukturen in den Krebszentren sowie deren adäquate Finanzierung sicherzustellen“, forderte Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, auf einer Pressekonferenz auf dem Deutschen Krebskongress 2014 in Berlin.

Professionelle Hilfe ist immer dann erforderlich, wenn die eigenen Ressourcen für die Krankheitsbewältigung nicht ausreichen. Betroffene, die unter Depressionen leiden, brauchen dringend Unterstützung. Und auch sozialer Rückzug, Schlafstörungen, Ängste oder andere psychische Störungen sind Hinweise dafür, dass psychoonkologische Hilfe notwendig sein könnte. Eine umfassende psychoonkologische Betreuung hat das Ziel, dem Betroffenen zu helfen, seine Krankheit aktiv zu bewältigen und zu lernen, mit den Symptomen und den Therapienebenwirkungen besser umzugehen. Eine adäquate psychoonkologische Hilfe umfasst die enge Zusammenarbeit eines Teams von Fachkräften: Ärzte, Psychologen, Pflegende, Sozialarbeiter, Seelsorger und Physiotherapeuten sind notwendig. Selbsthilfegruppen können die Leistungen des professionellen Versorgungssystems sinnvoll ergänzen.

Doch auch die Angehörigen sind von einer Krebserkrankung betroffen. „Angehörige machen sich ebenfalls Sorgen und sind verunsichert, sie müssen sich mit einer möglicherweise veränderten Zukunftsperspektive auseinandersetzen und praktische Aufgaben zusätzlich übernehmen. Zudem sind sie Berater und Begleiter über den oft langen Behandlungsprozess“, so Mechthild Hartmann vom Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums Heidelberg.

Im stationären Bereich wurden auf dem Gebiet der psychoonkologischen Versorgung in den vergangenen Jahren durchaus Fortschritte und Verbesserungen erzielt – nicht zuletzt durch zahlreiche Modellprojekte, die die Deutsche Krebshilfe bereits seit den 1980er Jahren auf den Weg gebracht hat. Eine psychoonkologische Beratung und Begleitung durch professionelle Helfer wird heute in vielen onkologischen Akut- und Nachsorgekliniken angeboten. Nach den Zertifizierungskriterien der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft für Onkologische Spitzenzentren, Onkologische Zentren und Organkrebszentren muss in diesen psychoonkologische Versorgung gewährleistet sein.

„Darüber hinaus bedarf es jedoch auch niederschwelliger Beratungsangebote“, erklärte Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft. „Diese Funktion übernehmen derzeit die ambulanten Krebsberatungsstellen. Sie erfüllen für Patienten und ihre Angehörigen eine wichtige Lotsenfunktion bei der Vermittlung weiterführender Hilfsangebote und kooperieren eng mit Kliniken, Ärzten, Psychologen, Psychotherapeuten, Ämtern und Selbsthilfegruppen.“

Im ambulanten Bereich kam es vor allem durch Initiative der Deutschen Krebshilfe zu Verbesserungen: sie fördert seit 2007 im Rahmen eines Förderschwerpunkt-programmes rund 20 Krebsberatungsstellen in ganz Deutschland, und zwar mit folgenden Zielen:
- Entwicklung einer qualitätsgesicherten ambulanten
  psychosozialen Krebsberatung,
- Sicherung der Regelfinanzierung der ambulanten psychosozialen Krebsberatung.
Alleine im Jahr 2013 hat die Organisation 3,6 Millionen für ambulante Krebsberatungsstellen zur Verfügung gestellt.

Auch die Krebs-Selbsthilfe spielt eine wichtige Rolle bei der psychoonkologischen Betreuung von Krebspatienten. „Sie ergänzt die Versorgungsangebote des professionellen Systems um eine Variante, wie sie von keinem professionellen Helfer und auch nicht von Familie oder Freunden erbracht werden kann. Denn sie beruhen auf der Grundlage eigenen Erlebens, auf persönlicher Betroffenheit“, erklärte Hilde Schulte, Ehrenvorsitzende der Frauenselbsthilfe nach Krebs e.V.

„Der Nationale Krebsplan der Bundesrepublik Deutschland fordert, dass alle Krebspatienten bei Bedarf eine angemessene psychoonkologische Versorgung sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich erhalten sollen“, so Prof Dr. Susanne Singer, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universitätsmedizin Mainz. „Um dieses Ziel zu erreichen, sind mehrere Schritte notwendig: Die psychische Belastung bei den Patienten muss rechtzeitig erkannt werden, es muss ausreichend Versorgungsangebote geben, diese Angebote müssen professionell, qualitätsgesichert und gut erreichbar sein, und die Versorgung muss angemessen vergütet werden.“

„Da wir mittlerweile eine gute Datenbasis haben, auf der der Bedarf an psychoonkologischer Betreuung ermittelt werden kann, und um dem Ziel einer bedarfsgerechten psychoonkologischen Versorgung auf höchstem Niveau Rechnung zu tragen, appelliert die Deutsche Krebshilfe daher an die Kostenträger, sich dem Thema verstärkt zu widmen und die notwendigen Versorgungsstrukturen sowie deren adäquate Finanzierung sicherzustellen“, so Gerd Nettekoven (Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe e.V. Bonn)

 
   


Sport unterstützt Krebstherapie
Wissenschaftlich untersucht: körperliche Aktivität regt Tumorabwehr an

 
 

Wissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln und der Uniklinik Köln im Centrum für Integrierte Onkologie CIO Köln/Bonn haben neue wichtige Hinweise zum Effekt von körperlich anstrengender Aktivität auf das Immunsystem von Krebspatienten gewonnen. Im Rahmen einer Studie bereiteten sie 15 Krebspatienten in der Nachsorge auf einen Halbmarathon vor und untersuchten vor und nach dem Lauf deren Immunstatus. Das Ergebnis: Intensive Ausdauerbelastung wirkt sich bei Krebspatienten positiv auf die körpereigene Tumorabwehr aus. Die Studienergebnisse wurden am 21. Februar 2014 erstmals im Rahmen des 31. Deutschen Krebskongresses der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft vorgestellt.

Während der präventive Einfluss von körperlicher Aktivität auf die Krebsentstehung bei einigen Tumorerkrankungen unter Forschern vielfach akzeptiert ist, hielten sie die Kombination von Bewegung und Sport bei Krebs lange für risikoreich. Inzwischen zeigen Studien, dass Bewegung den Patienten nicht schadet, sondern hilft und sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Weitgehend ungeklärt ist jedoch die notwendige Höhe der Bewegungsdosis. „Aus wissenschaftlicher Sicht liegen uns noch zu wenig Kenntnisse zur optimalen Trainingssteuerung und -intensität vor“, erläutert Dr. Freerk T. Baumann vom Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln, einer der Studienleiter. „Daher sind Erkenntnisse sehr wichtig, die uns zeigen, wie das Immunsystem krebskranker Menschen auf körperliche Aktivität reagiert“. An der Studie nahmen insgesamt 30 Probanden im Alter zwischen 40 und 67 Jahren teil: 15 Patienten mit Brust-, Darm- oder Prostatakrebs, deren Therapie mindestens ein Jahr zurück lag, und 15 gesunde Kontrollpersonen.

Erste Erkenntnisse dazu liegen nun vor: „Das menschliche Immunsystem verfügt über Abwehrzellen, so genannte Natürliche Killerzellen, die in der Lage sind, Tumorzellen zu erkennen und abzutöten“ berichtet Professor Dr. Wilhelm Bloch, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln.

„Unsere Studienergebnisse zeigen, dass Patienten mit einer guten Fitness mehr natürliche Killerzellen haben, um die Krebsabwehr zu verstärken.“ Die Wissenschaftler vermuten daher, dass auch anstrengende Bewegungsformen unter Berücksichtigung des individuellen Hintergrundes - Krebsart, medizinische Therapie, allgemeiner Zustand - für Krebspatienten in der Nachsorge nicht schädlich sind und darüber hinaus einen gesundheitsfördernden Effekt haben können. „Unsere Untersuchungen deuten darauf hin, dass leistungsfähigere Krebspatienten besser gerüstet sind für den Kampf gegen das Wiederauftreten ihrer Erkrankung.

Je ausdauer- und leistungsfähiger die Patienten sind, desto mehr Abwehrzellen bleiben im Blut und stehen somit dem Organismus für die Tumorzellabwehr zur Verfügung“, resümiert Bloch.

Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betonte: „In der Nutzung der körpereigenen Abwehrkräfte liegt offensichtlich sehr viel Potenzial im Kampf gegen Krebs. Insofern hat das Thema `Sport bei Krebs` mittlerweile eine erhebliche Bedeutung erlangt - auch deshalb, weil Sport und Bewegung wie ein Medikament ohne Nebenwirkungen wirken“.

Im Rahmen eines von ihr aufgelegten Förderschwerpunkt-Programms unterstützt die Deutsche Krebshilfe zurzeit mit rund 1,4 Millionen Euro verschiedene Studien, die dazu beitragen sollen, die Auswirkungen körperlicher Aktivität auf die Therapie verschiedener Krebsarten zu belegen. Der Fokus liegt hierbei auf der Begleitung der Patienten während der akuten Erkrankung. „Unser Ziel ist es, neue wissenschaftlich nachgewiesene Erkenntnisse zur Wirkung von Sport bei Krebs zu gewinnen. Außerdem möchten wir die Akzeptanz für gezielte sportliche Betätigung in der Behandlungsphase beim medizinischen Personal und den Betroffenen erhöhen“, so Nettekoven.

Bereits vor einigen Jahren hat die Deutsche Krebshilfe in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln den blauen Ratgeber „Bewegung und Sport bei Krebs“ herausgegeben. Dieser beschreibt allgemeinverständlich die Bedeutung von körperlichem Training bei einer Krebserkrankung und gibt viele praktische Tipps. Der Ratgeber kann kostenlos bestellt werden bei Deutsche Krebshilfe, Postfach 1467, 53004 Bonn, und im Internet unter www.krebshilfe.de.

 


Impressum:
Europäische Akademie für Naturheilverfahren und Umweltmedizin EANU
Dr. Wasylewski GmbH, Grottkauer Straße 24, 12621 Berlin,
Tel. (49) 030-55 15 82 48 - Fax (49) 030-55 15 82 49

Redaktion: Dagmar Moldenhauer, Danilo Geritz - Fotos: Presse dkk 2014


www.facebook.com/EANU.Berlin